von Fotini Tyraski
(Übersetzung von Vasiliki Kouroujeorjaki)
Die weise griechische Sprache liefert viele Wörter, um die Bedeutung des Sehens zu beschreiben z.B. (in griechisch: ορώ, βλέπω, κοιτώ, κυττάζω, παρατηρώ, τηρώ, θεωρώ-θωρώ, εστιάζω, επικεντρώνομαι, επιθεωρώ, θεώμαι, κοέω, παρακολουθώ) sehen, schauen, beobachten, fokussieren, inspizieren, (Anmerkung der Übersetzerin: es liegt an der Hand, dass diese Genauigkeit und Tiefe der griechischen Sprache in anderen Sprachen nicht leicht übermittelbar ist. Im Originaltext werden 13 verschiedene Wörter mit sehr feine Sinn-Differenzierungen erwähnt, wobei im Lexikon mehrere davon in der deutschen Sprache mit den selben Wörtern „sehen“, „schauen“ oder „beobachten“ wiedergegeben werden. Trotz dieser Schwierigkeit sind wir bemüht die feinsten Nuancen wiederzugeben, damit unsere liebe deutschsprachige Leser diese Weisheiten geniessen können). Wenn man sich auf die Verben „schauen“ und „sehen“ konzentriert, die oft verwendet werden, gibt es eindeutig einen Unterschied, den nur wenige erkennen.
Das Verb „schauen“ drückt aus, was man mit seinen natürlichen Augen um sich herum sieht. Das heißt, die Person sieht jemanden oder etwas an und richtet seine Augen auf ihn. Aber mit dem Verb „sehen“ kann man zusätzlich zu physischen Objekten mit seinem Verstand „sehen“! So sieht er Träume, Visionen, sieht die Zukunft, sieht mit den Augen des Herzens, mit seiner Vorstellungskraft usw.
Dies ist ein kleines Beispiel, das zeigt, wie viel das menschliche Gehirn und der menschliche Intellekt ohne die Verwendung seiner natürlichen Augen wahrnehmen kann. Das Konzept des „Sehens“ ist eine Situation, die mehr den menschlichen Geist und weniger die Sehorgane betrifft, die er hat. Immerhin ist es oft vorgekommen, dass jemand vor einem Schrank, einem Regal oder einem offenen Kühlschrank steht, aber nichts findet, was tatsächlich buchstäblich „vor seinen Augen“ zu finden ist. Das heißt, er schaut auf das Objekt, sieht es aber nicht, weil sein Verstand es aus irgendeinem Grund nicht wahrnehmen kann.
Wenn ein Mensch seine Augen benutzt, sind die Reize aus der Umgebung natürlich sehr viele.
Was und wie nimmt all diese Reize, sein Intellekt und seine Seele wahr?
Was nimmt das Bewusstsein wahr und was geht auf das Unterbewusstsein über?
Es sollte bedacht werden, dass die Augen und Ohren einer Person alles aufzeichnen, auch wenn sie schläft. Aufgrund der Geschwindigkeit des Informationsabrufs ist das, was im Bewusstsein aufgezeichnet wird, jedoch viel geringer als alle Informationen, die an das Unterbewusstsein weitergegeben werden. Ein Versuch, Informationen aus diesem „Lagerhaus“ zu erhalten, ist Hypnose, bei der es möglich ist, Informationen aus dem Unterbewusstsein eines Menschen über etwas zu extrahieren, das seine Augen gesehen haben, aber nicht in seinem Bewusstsein aufgezeichnet wurde, d.h. durch diese Methode ist jemand imstande sich an Details zu erinnern, auf die er nicht bewusst geachtet hatte.
Da in der Natur nichts zufällig passiert, ist es wichtig zu beachten, dass die Stunden, die ein Mensch schläft, insgesamt 1/3 seines Lebens einnehmen. Diese Funktion des Schlafes bietet dem Körper Ruhe, Zellerneuerung, aber auch die Einführung des Geistes in eine innere Welt, die mit dem Ganzen verbunden ist. Diese menschliche Funktion hat an Wert verloren und ist nur für den Rest des Organismus notwendig geblieben, ebenso wie das Unterbewusstsein und seine Verwendung an Wert verloren hat, obwohl es die wichtigsten Daten für den menschlichen Zustand in Bezug auf alle Ebenen seines Gleichgewichts und seiner Gesundheit enthält.
Die Realität ist, dass jeder äußere Reiz, ob virtuell, akustisch oder anderer Natur, Botschaften an das menschliche Unterbewusstsein übermittelt, unabhängig davon ob er sie bewusst wahrnimmt oder nicht!
Wenn man also von Botschaften spricht … in Freuds bekannte und kontroverse Darstellung hält der berühmte Arzt „nur eine Zigarre“ (wie er es ausdrückte), aber so wie er sie hält, glauben manche, dass er das Geschlechtsverkehr andeutet…
Die Eröffnung eines Champagners bezieht sich auf ein Fest und sogar auf einen außergewöhnlichen Anlass, aber es kann durchaus den Höhepunkt des sexuellen Aktes symbolisieren, insbesondere wenn die Flasche, für eine Dame, während der kontroversen Szene des Flirts, von einem bekannten filmischen Hertz-Eroberer und berühmten Geheimagent geöffnet wird.
Aufgrund der Größe des männlichen Moleküls in den antiken griechischen Statuen werden sich viele ihrer Bewunderer möglicherweise die vernünftige Frage stellen… „Warum wurden die alten Griechen mit kleinen Penissen dargestellt?“ Durch das Studium der Kunstgeschichte wird jedoch bewiesen, dass die antike griechische Kunst durch den meisten Werken, die Tempel, Friedhöfe oder Orte schmückten, an denen das Göttliche, die Schönheit und die Harmonie gelobt wurden, spirituelle Werte ausstrahlte, wobei durch diese Werke auch Nachrichten oder Symbolismen übermittelt wurden. So betonte das „Schrumpfen“ des Moleküls das Geistige und nicht das Irdische.
Offensichtlich gibt es Werke, die zu einer bestimmten Zeit entstanden sind, als der Niedergang dieser Spiritualität begann und die übergroße männliche Moleküle darstellen, um irdische Instinkte und sexuelle Wünsche zu symbolisieren und zu betonen, wie es in der Vergangenheit bei vielen verschiedenen Kulturen geschehen ist und genau dasselbe bedeutet .
Symbolismen sind normalerweise Darstellungen vertrauter Objekte, die sich auf sinnvolle Konzepte beziehen und sich in anderen mentalen Feldern vertiefen, wobei sie auch viel mehr Informationen enthalten.
Solche häufigen Beispiele sind:
• der Vogeladler, der symbolisch auf die Führungsdurchsetzung und -aufsicht verweist. Symbolisiert auch die militärische Intervention, den Angriff und die Luftwaffe.
• Der Löwe symbolisiert die kaiserliche Autorität, die Macht, das erbliche (auf das legale Recht basierende) Königtum, die Souveränität, aber auch die Sonne mit ihren Strahlen. Nach dem Kodex des Theologos Simeoforos, im Wort LEON und nur mit dem griechischen Buchstaben -Λ- (= L der lateinischer Schrift), wird die Sonnenstrahlung, aber auch die spirituelle Erleuchtung auf einer hohen spirituellen Ebene gedeutet. Selbst in der Astrologie wird das Zeichen des Löwen von der Sonne regiert und steht in Beziehung zum Sonnengeflecht in dem Körper (3es Energie Zentrum/ Chakra – Magen).
Außerdem wird im Namen „γαστέρα“ (Γ-ΑΣΤΕΡΑ) „jastera oder gastera“ (G-STERN) der Erdstern erkannt, dh. die Sonne als physischer Körper.
Wenn wir die philosophische Theorie „Was oben ist, ist auch unten“ berücksichtigen, ist der Mensch ein Spiegelbild des Universums. Seine natürliche Sonne befindet sich auf der Ebene des Magens, dh dort, wo die Erdung und Assimilation von ESSEN (gr. ΤΡΟΦΗ / TROFI ) stattfindet (in Tera das Licht oder „die Fixierung des Lichtflusses“), während sich die Ebene seiner spirituellen Sonne auf der Ebene des Kopfes befindet. So hat es auch dort einen „Gaumen“ (URANISKOS, Himmelskumel wortwörtlich auf gr.), der das Irdische vom Himmlischen trennt und unter dem Himmel die irdischen Sinne (Berührung und Geschmack) hinterlässt, während von der Ebene des Gaumens und darüber die höheren Sinne (Hören, Sehen, Riechen und Intuition) sich befinden. Die höheren Sinne enthalten die Unterstützung des Geistes, wenn sie einen spirituellen Hintergrund haben und in diesen Fällen kann man „Stimmen hören“ … Visionen und Träume sehen, Myrrhe in der Nähe einer wundersamen Ikone riechen oder eine Gefahr spüren, die sich nähert.
Die Eule („Glaux“ im Altgriechischen) als Vogel hat einzigartige Fähigkeiten, die mit den Eigenschaften eines Weisen verglichen werden können.
- Sie hat ein erstaunliches Gehör, wie auch ein weiser Mann alles hören und aufzeichnen muss.
- Sie hat ein scharfes Sehvermögen und kann selbst in völliger Dunkelheit genau fliegen, wie es ein weiser Mann tut und seine natürlichen Augen nicht braucht, um zu wissen, was um ihn herum existiert oder passiert.
- Sie ist ein ausgezeichneter Jäger, wie ein weiser Mann, der sein Ziel nie verliert.
- Sie hat eine stereoskopische Sicht (fast 270 o ) wie ein Weiser, der die Fähigkeit hat, ein Thema aus allen Seiten und Winkeln zu betrachten, während er natürlich keine Scheuklappen trägt…
- Fliegt lautlos genauso wie ein Weiser, der unbemerkt bleiben muss.
- Die Eule hat ein solches Gefieder, dass sie sich in die Umwelt integrieren und nicht wahrgenommen werden kann, wie das „Wissen um die Wahrheit“, die sich in öffentliche Sicht befinden kann, aber nur ein Weiser sie erkennen kann…
Am Ende könnte man daraus schließen, dass das Auge andere Dinge sieht und der Geist andere wahrnimmt, da im menschlichen Gehirn:
- oft durch die Augen „Falsche“ Informationen reinkommen. Schließlich sind die Begriffe „optischer Betrug“ und „optische Täuschung“ jedem bekannt …
- Jede Information in vielen Dimensionen analysiert wird,
- kann sich gleichzeitig auf verschiedene Bereiche beziehen, während hauptsächlich
- Verbindungen zu alten Daten herstellt und mehrstufige Überzeugungen aufbaut.
- Im Wesentlichen drückt das Wort WAHRNEHMUNG (gr. ΑΝΤΙΛΗΨΗΣ / ANTILIPSIS) aus, was bewusst im Gehirn landet, wortwörtlich im griechischen „anstatt des Empfanges“ (von Informationen). Nach dem Wörterbuch bedeutet „Antilipsis“ „etwas für etwas erhalten“, aber auch „Schutz“, „Hilfe“, „Unterstützung“, „Angriff“ und „Opposition“. Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht nur mehrstufig, sondern nimmt auch an einem „reaktionären“ Prozess teil, der automatisch auf unbewusster Ebene stattfindet.
Die Vorfahren wussten, dass das, was das menschliche Auge sieht, nichts mit der Wahrheit zu tun hat, da der Mensch nach dem bekannten Mythos von Platons Höhle in der Welt der Schatten lebt, die eine falsche Welt ist (Platon – Staat 514-515). .
Im Wesentlichen gibt Platon ein virtuelles Beispiel, um die Konzepte „Realität“ und „Wahrheit“ zu trennen, aber auch die Auswirkungen eines sterilen „Bildungs-Systems“, das die Menschen dazu zwingt, nur das als „wahr“ zu betrachten, was vor ihrem verengten Sichtfeld projiziert wird, während sie in einer bestimmten Position gefesselt und immobilisiert sind. So wird nach Platon das, was der Mensch innerhalb der Höhle (Sinnliche Welt) wahrnimmt als „real“ definiert, wobei er außerhalb der Höhle ans Licht kommend die „Wahrheit“ (gr. A-ΛΗΘΕΙΑ), d.h. die „Nicht/Vergesslichkeit, Fehler (gr. Α/ΛΗΘΗ, ΛΑΘΟΣ) (Imaginäre Welt – die Welt der Ideen) unterscheiden kann. Aber um in diesem spirituellen Licht herauszukommen, muss der Mensch von den Fesseln der Materie und der Sinne befreit sein, um außerhalb der Höhle sehen können, da das Licht ihn anfänglich verblendet…
Auch die Fortsetzung dieses Mythos ist interessant, für jeden, der sich entscheidet ihn zu studieren!
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Auszug aus dem Buch unserer Kollegin Fotini Tyraski „Natur, Kunst und unbewusste Botschaften“ – Teil 1, Verlag „Naxios“- naxios.gr. Das Studium dieses Werkes kann von unseren Studenten im gleichnamigen ersten Zyklus von 9 Kursen in Griechisch, Englisch und Deutsch* besucht werden, der im April online beginnt!
(* die Übersetzung erfolgt je nach Anfrage bzw. Teilnahme deutsch oder englisch sprechenden Interessenten)